Neubaugebiet

Null-Emissions-Neubaugebiet

Gensingen

Die Ortsgemeinde Gensingen plant ein Neubaugebiet auszuweisen, das nach nachhaltigen Kriterien entwickelt wird. Das Neubaugebiet am Standort „Westliche Alzeyer Straße“ in Gensingen umfasst eine Fläche von ca. 60.000 m² und bietet Raum für ca. 80-100 Wohneinheiten bzw. 250-300 Einwohnern. Die Entwicklung des Baugebietes steht unter dem Leitbild: «Gemeinsam planen, bauen, wohnen leben, im Neubaugebiet „Am Wiesbach“ » und verfolgt einen partizipativen Ansatz. Bürger der Ortsgemeinde und Grundstücksinteressenten werden bereits zu Beginn in den Planungsprozess eingebunden. Im Rahmen von Bürgerwerkstätten werden Informationen zu diversen Planungshemen sowie -prozessen bereitgestellt und die Meinung bzw. Wünsche und Anforderungen bei den Teil-nehmern eingeholt. Mit dem Neubaugebiet „Am Wiesbach“ wird somit ein modernes und lebendiges Quartier entstehen, das sich in die bestehende Ortstruktur städtebaulich, sozial und ökologisch intergiert.

Neben den Bereichen einer nachhaltigen Ver- und Entsorgung (Energie, Wasser, Abwasser etc.) bilden soziale Themenfelder einen weiteren Schwerpunkt bei der Ausgestaltung des Baugebietes. Insbesondere werden die Themen Mehrgenerationenhausquartier, integrierter Pflege im Quartier und gemeinschaftliches Wohnen berücksichtigt.

Energie

Für die zukünftige Energieversorgung des Wohngebietes hat sich die Ortsgemeinde Gensingen ambitionierte Ziele gesetzt. Das Gebiet soll ausschließlich aus lokal erzeugter Energie versorgt werden und, wenn möglich, am Standort einen Energieüberschuss erzeugen.

Die Untersuchung zeigte, dass sich eine Nahwärmeversorgung mit solarthermischer Unterstützung langfristig (Jahreskosten im Mittel auf 20 Jahre) am wirtschaftlichsten gestaltet, sofern für die Gebäude die Mindestanforderungen gemäß der EnEV zugrunde gelegt werden.

Null-Abwasser

Zum einen basiert dieses auf einem semi-zentralen und dezentralen Lösungsansatz. Zum anderen ermöglichen sie eine energieextensive und ressourcenschonende Aufbereitung des Abwassers sowie eine Rückgewinnung der im Abwasser enthaltenen Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor. Für das geplante „Null-Emissions-Wohngebiet“ wurde somit ein ganzheitlicher und innovativer Lösungsansatz erarbeitet, der eine semizentrale Aufbereitung des anfallenden Abwassers und eine Wiederverwendung des gereinigten Abwassers vor Ort ermöglicht.

Das Abwasser aus dem geplanten Neubaugebiet wird über eine Unterdruckentwässerungsanlage (Vakuumkanal) zur „OASE21“ befördert. Zwei Stränge transportieren Schwarzwasser und Grauwasser getrennt zu Vorlagebehältern. Das Schwarzwasser wird aus dem Vorlagebehälter über eine Störstoffentfernung und einem Schrägklärer gepumpt. Der abgesetzte Schlamm aus dem Schrägklärer wird in Entwässerungscontainern weiter entwässert und vorgehalten. 

Nach der Störstoffentfernung und Sedimentation wird der Wasserstrom über die Organischen Sorptionsfilter (OSF) geleitet. Das Filtrat aus den Schwarzwasser-OSF wird danach in einen Sammelschacht geleitet und von dort aus über die Hochleistungsbodenfilter gepumpt. Dort wird das Schwarzwasser vollbiologisch gereinigt. 

Aus diesen Hochleistungsbodenfilter wird das gereinigte Abwasser über einen Kontrollschacht dem Vorfluter im Freigefälle angedient. Das Grauwasser wird ohne Vorreinigung direkt über die OSF geleitet. Das Filtrat aus den GW-OSF wird anschließend ebenfalls in Schächten gesammelt und über spezielle GrauWasser-HochlesitungsBodenFilter geleitet um dort eine voll-biologische Reinigung zu vollziehen. Im Anschluss wird das gereinigte Grauwasser über eine UV-Desinfektionsanlage hygienisiert und kann dann über eine Druckerhöhungsanlage dem NBG wieder als Betriebswasser mit Pflegewasserqualität zur Verfügung gestellt werden. Überschüssiges Grauwasser aus dem Pflegewassernetz kann zur lokalen Bewässerung genutzt oder in den Wiesbach eingeleitet werden.

Abfallvermeidungskonzept

Die entwickelten Optimierungsmaßnahmen lassen sich wie folgt clustern:

Konzepte zur Abfallvermeidung

  • intelligente Produktwahl beim Einkaufen fördern (z. B. nachhaltiges Produkt- u. Verpackungsdesign)
  • regionale Produkte (Hofladen), Abkommen mit Einzelhandel zur Förderung des Konsums regionaler Produkte (Vermeidung von Transport- und Umverpackungen)
  • Gebrauchtwarenmarkt, Verleih/Sharing von Gebrauchsgütern
  • Wertstatt/Tauschbörse für Gebrauchtwaren (z. B. Möbel, Elektrogeräte)
  • Sharing/Verleihservice von Gebrauchsgütern
  • Nutzung von entsorgten Lebensmitteln (z. B. App zur Bereitstellung/Tausch von übrigen/überschüssigen Lebensmitteln)

Neue technische Verwertungsstrategien

  • Ressourcen-/Wertstoffzentrum innerhalb der VG zur Nutzung regionaler Stoffströme (z. B. Klärschlamm, Grünschnitt, Stroh)
  • eigene kommunale ‚Sortieranlage‘
  • Eigenvermarktung von Wertstoffen
  • innovative Abfallerfassungs- u. Trennsysteme (z. B. Restmüllentsorgung als Bringsystem, Wertstoffinseln als Unterflursysteme statt eigener Tonnen)
  • gemeinsame Behandlung von org. Abfällen, Abwasser, Klärschlamm und Biomassen aus Land- und Forstwirtschaft  Erzeugung von Terra-Preta, Dünger, Energie
  • Nutzung von Kompost/Gärresten auf Flächen innerhalb der VG
  • nachhaltiges Bauen (ressourcenschonend, umweltverträglich, energieeffizient, flächen-sparend), Einsatz von Recycling-Baustoffen
  • Konzept zur Bauabfallvermeidung und -verwertung
  • Multifunktionale Flächennutzungskonzepte (z. B. Naherholung, Biomasseproduktion, Ausbringung von Gärresten/Kompost/Terra Preta, Naturschutz/Biotop)

Neue technische Verwertungsstrategien

  • Ressourcen-/Wertstoffzentrum innerhalb der VG zur Nutzung regionaler Stoffströme (z. B. Klärschlamm, Grünschnitt, Stroh)
  • eigene kommunale ‚Sortieranlage‘
  • Eigenvermarktung von Wertstoffen
  • innovative Abfallerfassungs- u. Trennsysteme (z. B. Restmüllentsorgung als Bringsystem, Wertstoffinseln als Unterflursysteme statt eigener Tonnen)
  • gemeinsame Behandlung von org. Abfällen, Abwasser, Klärschlamm und Biomassen aus Land- und Forstwirtschaft  Erzeugung von Terra-Preta, Dünger, Energie

Konzept zur Bauabfallvermeidung und -verwertung

Multifunktionale Flächennutzungskonzepte (z. B. Naherholung, Biomasseproduktion, Ausbringung von Gärresten/Kompost/Terra Preta, Naturschutz/Biotop)

Einbindung von Bürgern und Akteuren, Bewusstseinsbildung, Sensibilisierung

  • Konsequente Vermeidung des Abfallbegriffs (statt Abfall Sekundär- und Tertiärressourcen)
  • Bildung von Genossenschaften; Abrechnung von Nebenkosten: Berücksichtigung und Ausweisung des ökologischen Fußabdrucks u. des sozialen Engagements
  • Gemeinschaftsgärten (Urban Gardening)
  • Beteiligung und Sensibilisierung der Bewohner (Konsumverhalten, Umweltbewusstsein)
  • Kulturcafés für gemeinschaftliche Veranstaltungen (z. B. Kulturabende, Stammtisch, Ar-beitsgruppen zu Umweltthemen)
  • Green Events: Veranstaltungen zur Förderung des Umweltbewusstseins und eines nach-haltigen Konsumverhaltens (Abfallvermeidung Wasser-/Energieverbrauch)
  • Green School/ökopädagogische Bildungsarbeit zur Förderung eines nachhaltigen Lebensstils
  • Schaffung und Einbindung einer Regionalwährung 

Entsorgungsstruktur/-logistik

Kommunale Entsorgung anstreben (Übernahme von Aufgaben und Zuständigkeiten von dem örE, interkommunale Kooperation etc.)


Erbbaurecht

Ein Drittel des Baugebiets „Westlich der Alzeyer Straße“ soll über Erbbaurechte vergeben werden. Beim Einsatz von Erbbaurechten zum Zwecke der Erreichung auch nachhaltigkeitspolitischer Zielsetzungen handelt es sich um ein neuartiges Konzept.

Soziales

Soziale Nachhaltigkeit entsteht aus ganzheitlichen Konzepten, in denen ein Nutzungskonzept von Anfang an mit dem Baukonzept mitgedacht wird. Als ländliche Gemeinde muss Gensingen sowohl den Jungen Zuzugsmöglichkeiten bieten, als auch die Alten im Dorf halten. In vier Planungsschritten wurde die Grundlage dafür gelegt, dass aus der Siedlung “Am Wiesbach” ein Nachbarschaftsquartier wachsen kann.