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Napoleonsturm

Napoleonsturm bei Sprendlingen

Wer den sportlichen Anstieg von Sprendlingen auf dem Höhenwanderweg gemeistert hat, erblickt auf der Anhöhe zwischen Ober-Hilbersheim und Sprendlingen einen außergewöhnlichen Turm – den Napoleonsturm. Der Napoleonsturm mit seinen Signalarmen ist einem historischen Telegraphenmast nachempfunden, mit dem in der Zeit Napoleons die ersten Kurznachrichten über eine Distanz von 12 Kilometern versendet wurde. So zu sagen die ersten SMS der Geschichte. 

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Polarlichter im Mai 2024 am Napoleonsturm (Foto: Rainer Scherer)


Die Signalarme entsprechen dem "Chappeschen System", welches damals in Frankreich von den Brüdern Chappe in der Zeit der Französischen Revolution entwickelt wurden. Die Telegrafenstrecke wurde durch eine Reihe von Signaltürmen gebildet die in Sichtweite zueinander standen. Mit Hilfe der schwenkbaren Signalarmen stellten die Menschen Zeichen dar, die mit Ferngläsern vom nächsten Turm sichtbar waren. So wurden Nachrichten schneller als mit berittenen Boten weitergeleitet.

Für die Nachrichten entwickelte Claude Chappe (1763-1805) ein einfaches Verfahren um alle Buchstaben des Alphabets und Sonderzeichen darstellen zu können. Sogar das Versenden verschlüsselter Nachrichten wurde somit möglich.

Der Sprendlinger Napoleonsturm wurde 2014 feierlich eingeweiht und dient als beliebtes Ausflugsziel in der Rheinhessischen Toscana. Vor Ort befindet sich einer der regionaltypischen Tische des Weines, an denen Gruppen Rast machen und die schöne Aussicht genießen können. So mancher Winzer nutzt den Standort auch für seine Weinproben. Der frei zugängliche Turm bietet spektakuläre 360°Blicke über das rheinhessische Hügelland bis hin nach Bad Kreuznach, auf Donnersberg, Soonwald und Hunsrück sowie in den Rheingau und das Mainzer Becken.

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Aus Sicherheitsgründen wurde der Napoleonsturm mit starren Signalarmen ausgestattet. Oben auf dem Turm angekommen, findet man Richtungsmarkierungen, die die ehemaligen Standorte der Nachbartürme "Hungriger Wolf' bei Bad Kreuznach (Richtung Metz) und "Heidenhof' bei Schwabenhein an der Selz (Richtung Mainz) aufweisen. Die Telegrafenlinie von Mainz nach Metz umfasste 22 Stationen verteilt auf einer Strecke von rund 225 Kilometern.

Den Nachbau des optischen Telegrafenmastes Napoleonsturm 200 Jahre nach dem Ende der französischen Telegrafenlinie unterstützten die lokale Arbeitsgruppe Rheinhessen-Zellertal im Rahmen der LEADER-Förderung sowie die Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen.

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Optische Telegrafenlinie Metz – Mainz

Die französische optische Telegrafenlinie von Metz nach Mainz wurde am 29. Mai 1813 eröffnet. Sie umfasste 22 Stationen über eine Länge von ca. 225 Kilometern (direkte Linie), die mit Signalmasten ausgestattet waren. Der Turm auf der Napoleonshöhe war Station 20. Die Nachbartürme waren „Hungriger Wolf“ bei Bad Kreuznach und Heidenhof bei Schwabenheim an der Selz.

In der Neujahrsnacht 1814 hatte Blücher mit seinen Truppen bei Kaub den Rhein überschritten, kurze Zeit danach wurde der Kreuznacher Telegraf eingenommen. Das war das Ende der Linie Metz - Mainz.


Weitere optische Telegrafentürme

Der nächst gelegene optische Telegraf befindet sich in Stadecken-Elsheim. Dort wurde eine moderne Version des Turms nachgebaut. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Einen noch funktionsfähigen Nachbau des optischen Telegrafen können Sie in Nalbach im Saarland auf dem Litermont besichtigen! Ausführliche Informationen dazu finden Sie hier.